Medien an den Rändern

Diskussionsbeiträge und Handlungsempfehlungen zu umstrittenen Medien

Der konkrete Umgang mit ‚Medien an den Rändern‘ bereitet immer wieder Probleme bei Beständen von (Öffentlichen) Bibliotheken. Eine Darlegung und auch eine Ausweitung der diesbezüglichen Fachdebatte sowie eine Einordnung von Titeln, ggf. aber auch von Autor:innen und Verlagen sollen daher als Hilfestellung bei dieser Thematik dienen.

 

Die theoretischen Überlegungen und Handlungsempfehlungen dazu sind weitgehend unumstritten, die praktische Umsetzung in den Bibliotheken vor Ort dagegen gestaltet sich oft schwierig. Bibliotheken stehen bei ihren Erwerbungsentscheidungen im Spannungsfeld zwischen der grundsätzlichen bibliothekarischen Berufsethik mit dem Gebot der Meinungs- und Informationsfreiheit und der Aufgabe, geprüfte Informationen und weltanschaulich vertretbare Inhalte in ihrem Medienbestand für die Bevölkerung anzubieten. Die Angebote der Bibliotheken stehen für Pluralismus und Weltoffenheit, sie spiegeln aber auch den (nachgefragten) Medienmarkt mit qualitativ unterschiedlichen Produkten wider.

 

‚Medien an den Rändern‘ thematisiert dabei nicht nur (politische) Literatur am rechten Rand, sondern greift generell Medien auf, die umstritten hinsichtlich ihrer Erwerbung sein können, vom Bilderbuch über das medizinische Sachbuch, von Musik-CDs bis zu religiös-esoterischen Publikationen.

 

Die Mitwirkenden dieses Projekts hoffen, den Kolleg:innen die vielfach gewünschte Orientierung in der kontroversen Auseinandersetzung mit ‚Medien an den Rändern‘ geben zu können und zu einer fundierten Urteilsbildung bei umstrittenen Werken beizutragen.

Die Urteilsbildung und damit die Erwerbungsentscheidung letztendlich bleibt aber jeder Kolleg:in und jeder Bibliothek selbst überlassen.

 

Ziele

Seit langem wird an den BIB aber auch an die Lektoratskooperation herangetragen, das Thema ‚Literatur an den Rändern‘ aufzugreifen, zu diskutieren und argumentative Handlungsoptionen aufzuzeigen. Dahinter steht der Wunsch nach fachlich fundierten Informationen zu den Inhalten unterschiedlichster Medien mit dem Ziel (gegen-) argumentativ auf (kritische) Nachfragen vorbereitet zu sein. Viele Kolleg*innen sind interessiert daran, umstrittene Themen, Titel, Verlage und Autor*innen besser einordnen zu können und sich somit sowohl in Debatten vor Ort aber auch bei Kaufentscheidungen gezielter positionieren zu können.

Die Lektoratskooperation hat das Thema bereits auf verschiedenen Fachtagungen aufgegriffen, der Expert:innenzirkel und die Website ‚Medien an den Rändern‘ sind das Ergebnis diverser Bestrebungen in den letzten Jahren. Unter möglichst breiter Beteiligung geht es salopp formuliert darum, ‚irgendwie institutionalisiert‘ und damit zentral - und gleichzeitig niederschwellig - also einfach zugänglich für interessierte Kolleg:innen - auf kritische Medien, Titel und Problemfelder hinzuweisen. Ohne den Bibliotheken eine eigene Entscheidung abnehmen zu wollen bzw. zu können, geht es hier also um das Wissen zu und über Medien und Argumente für die jeweils eigene Position. 

Der Expert*innenzirkel lebt dabei natürlich vor allem durch Ihre Hinweise und wird wesentlich durch Ihr Engagement, Ihre Beteiligung und Ihre Rückmeldungen bestimmt.

Expert*innenzirkel ‚Medien an den Rändern‘

Der Expert*innenzirkel ist ein Kreis aus engagierten Kolleg*innen, die das schwierige Thema “Medien an den Rändern” endlich strukturiert angehen möchten, um offenen Fragen und Unsicherheiten aus dem Berufsalltag fachlich zu begegnen. Sie greifen Diskussionen auf, tragen Informationen und Rezensionen vorwiegend hier zusammen und geben Hinweise, wie man mit entsprechenden Medien in den Bibliotheken vor Ort umgehen kann. Ziel bleibt es, Themen, Autor:innen, Titel und Verlage zu problematisieren, den Bibliotheken die Kauf- bzw. Kontextualisierungsentscheidung zu überlassen.

 

Unterstützt werden die Expert*innen von der Lektoratskooperation und den dort vertretenen Akteuren, namentlich BIB und ekz. Zudem werden bestehende Netzwerke wie die Steuerungsgruppe der Lektoratskooperation, die Rezensent:innen und Lektor:innen aber auch die dbv- Kommission Erwerbung und Bestandsentwicklung.

 

  • TOM BECKER hat eine Professur für Medienmanagement und Medienvermittlung an der TH Köln und ist im BIB Bundesvorstand, hat vorher in München und Mannheim in diversen Funktionen in Öffentlichen Bibliotheken gearbeitet und am IBI in Berlin über Wissensmanagement promoviert.
  • SUSANNE BRANDT, geb. 1964 in Hamburg, studierte Bibliothekswesen und Kulturwissenschaften in Hamburg, Stuttgart und Hagen, Zusatzqualifikationen u.a. für Rhythmikpädagogik, interkulturelle Praxis und Integration. Zwischen 1987 und 2011 war sie als Bibliothekarin in Cuxhaven und Westoverledingen tätig, seit 2011 arbeitet sie als Lektorin und in der Projektkoordination bei der Büchereizentrale Schleswig-Holstein, daneben als Referentin in der Weiterbildung und Autorin zahlreicher Fachveröffentlichungen.
  • ANNETTE FICHTNER, Dipl. Bibliothekarin (HAW Hamburg), Dipl. Kffr. (Fernuniversität Hagen), arbeitet seit 2002 in verschiedenen Positionen bei der Stadtbibliothek Hannover. Seit 2015 verantwortlich für die Planung und Koordinierung von Bestandsaufbau, -management und –pflege.  Seit 9/2019 ist sie zudem Vertreterin der Öffentlichen Bibliotheken in der Kommission „Erwerbung und Bestandsentwicklung“ des dbv.
  • BEATE MEINCK studierte, nach ihrer Ausbildung zur Bibliotheksassistentin in der Stadtbibliothek Tuttlingen, Öffentliches Bibliothekswesen an der HBI in Stuttgart. Danach leitete sie die Bücherei Denkendorf, die Stadtbibliothek Ditzingen und seit 2016 die Stadtbibliothek Reutlingen. Sie ist im Vorstand der Sektion 2 des dbv, im Vorstand des Landesverbands dbv Baden-Württemberg und Delegierte des EMEA Regional Council für OCLC.
  • CHRISTIAN MESKÓ ist bibliotheks-, informations-, politikwissenschaftlich und unter anderem auch historisch und literarisch daran interessiert, die oft als alternativlos dargestellten Fassadenpersönlichkeiten spätkapitalistischer Gesellschaften im selbstironischen rezitierwettbewerb von coolness, sex, gewalt und narzisstischer Machtdemonstration schön in ihre Einzelteile zu zerlegen. Nach einem politikwissenschaftlichen Diplom (Abschluss 2011), einigen literarischen und politikwissenschaftlichen Publikationen, einem Bachelor-Abschluss in Bibliotheks- und Informationswissenschaften an der Humboldt-Universität zu Berlin (Abschluss 2020) arbeitet er zur Zeit in der Bezirkszentralbibliothek Spandau und tritt demnächst eine Stelle als leitender Community-Manager in der Mittelpunkstbibliothek Tempelhof-Schöneberg in Berlin an.
  • HELMUT OBST studierte Bibliothekswesen an der Hochschule der Medien in Stuttgart. Seit 2003 leitet er die Bibliothek der Stiftung Pfennigparade in München. Berufsbegleitend absolvierte er eine Weiterbildung zum Kulturmanager sowie das Masterstudium Bibliotheks- und Informationswissenschaft an der Humboldt-Universität zu Berlin.

Anregungen gerne an diskussion@bib-info.de