Position 2021 des BIB aus Anlass der Petition »Bibliotheken sind für alle«
Diskussionspapier im Vorfeld der Mitgliederversammlung am 1. Oktober
Gemeinsam dem »Deutschen Bibliothekartag« als Kongress der bibliothekarischen Fachverbände einen zeitgemäßen Namen geben.
Das Vorhaben einer Neuausrichtung der Tagungsstruktur ab 2020, die sich durch das Auslaufen der Verträge von Bibliothek & Information Deutschland (BID) mit dem Kongresszentrum Leipzig im vergangen Jahr hätte ergeben können, lies sich nicht umsetzen. Auch die in diesem Zusammenhang möglich gewesene Umbenennung des Begriffs »Deutscher Bibliothekartag« wurde leider nicht verwirklicht. Nun musste zudem pandemiebedingt im letzten Jahr unsere Fachtagung ausfallen und in diesem Jahr fand sie überwiegend virtuell statt. Im Anschluss an diesen letzten Kongress in Bremen wurde – aus Sicht des Berufsverbands Information Bibliothek (BIB) völlig verständlich – eine Petition von kritischen Kolleginnen und Kollegen gestartet, die sehr schnell für Aufmerksamkeit in verschiedensten Gremien sorgte.
Es steht für den BIB außer Frage, die Ausrichtung dieses jährlich stattfindenden Kongresses kooperativ mit den anderen Fachverbänden zu organisieren und auszurichten. Ein genau so wichtiges Anliegen ist es dem BIB aber auch, dass diese Jahrestagung, der aktuellen Petition folgend, zukünftig unter einem zeitgemäßen Namen stattfindet. So ist der Zeitpunkt für das Anliegen der Petition heute noch aktueller geworden und die Stimmen, den Kongressnamen zu ändern, werden zu Recht immer lauter. Über die letzten Jahre hinweg gab und gibt es für eine Umbenennung zahlreiche öffentlich diskutierte Pro-Argumente und nur einige kaum überzeugende Meinungen, dies nicht zu tun. Deshalb hat sich der BIB an dieser Petition beteiligt die notwendigen Gespräche mit den anderen Verbänden geführt und seine Gremien umfassend beteiligt. Zudem hat sich die BuB-Redaktion entschlossen, dieses wichtige Thema zum Schwerpunkt in der November-Ausgabe 2021 zu machen. Nun ist es also Zeit, die seit Jahren laufende Debatte um die umstrittene Bezeichnung »Deutscher Bibliothekartag« durch die Fachverbände ein letztes Mal aufzugreifen und zu einem positiven Abschluss zu bringen, entsprechend dem Wunsch mehrerer tausend Fachkolleginnen und Fachkollegen, um gemeinsam zukunftsorientiert den jährlichen Kongress fachlich fundiert fortzuführen zu können und diese Diskussion zum Namen des Kongresses nicht weiter vor sich her zu schieben.
Wenn diese Debatte beendet und eine Namensänderung erfolgt ist, kann nach Meinung des BIB, der Kongress wieder positiver angenommen werden. Denn dieser Kongress führt seit Jahren Dienstleistende sowie Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus dem Branchenfeld »Menschen, Medien und Informationen« zusammen. Alljährlich besuchten bisher vielfältige Berufsgruppen aus diversen Bereichen, unter anderen aus Kulturmanagement, Naturwissenschaften, Informatik, Pädagogik, Politik und Soziologie, diesen Kongress. So kommen neben Bibliothekarinnen und Bibliothekaren auch Fachangestellte und Informationsfachleute unterschiedlichster Kompetenzbereiche zusammen. Es sind vielfältige Menschen, die sich treffen und den Kongress lebendig werden lassen. Deshalb würde ein neuer Name für den Kongress noch mehr Menschen erreichen und diese geschlechtergerecht und vielfaltssensibel ansprechen. Zudem könnte sich so eine neue, zeitgemäße Marke etablieren, die der gesamten Fachbranche ein noch positiveres Image ermöglicht, an der bereits seit langem nicht mehr nur Menschen aus Bibliotheken beteiligt sind. Und diese bunte Vielfalt spiegelt sich seit Jahren auch inhaltlich im thematischen Spektrum der gebotenen Fachvorträge, Workshops und anderer Angebote bis hin zu den Firmenausstellungen wider.
Ausreichend gute Namensvorschläge gibt es bereits, sie wurden durch die Petition weiter ergänzt. Und infrastrukturell ist dieses Vorhaben umsetzbar. Der BIB ist bereit, den Namen zu ändern. Nun sollten die anderen Fachverbände einer Umbenennung ebenfalls zustimmen, um sich gemeinsam auf einen zeitgemäßen Namen einigen zu können. Von den vielen Namensvorschlägen würden wohl die beiden Vorschläge »Kongress: Bibliothek und Information« bzw. »Bibliotheks- und Informationskongress« dem Anliegen am ehesten entsprechen. Der BIB kann sich beide sehr gut vorstellen. Hierbei bleibt es für den BIB weiterhin äußerst wichtig, mit allen Fachverbänden als bewährte, langjährige und kompetente Partner kooperativ zu agieren.
Wie bereits 2017 verfolgt der BIB weiterhin das Ziel, den Kongress zu modernisieren, neue Formate einzubinden und hochkarätige Expertinnen und Experten von außen – aus anderen Fachbereichen, aber vor allem auch aus anderen Ländern – auf unsere Tagungen einzuladen. Auch hierzu sendet ein zeitgemäßer Name ein positives Signal in alle Richtungen. Wir möchten politischer werden und gleichzeitig weiterhin die Breite an Fachthemen an einem Ort gemeinsam – spartenübergreifend – diskutieren, um von- und miteinander zu lernen. Mehr Internationalität, mehr Interdisziplinarität und mehr Flexibilität in den Formaten – das alles wollen wir weiterhin, indem wir unseren Kongress der bibliothekarischen Verbände vielfältig erneuern – hierbei ist ein neuer Name wesentlicher Grundstein.
Der BIB ist sich nach wie vor sicher, gemeinsam mit den anderen Fachverbänden eine Lösung finden zu können, um nach Leipzig bereits für 2023 in Hannover einen neuen Namen zu finden.
Dr. Dirk Wissen, im Namen des BIB-Bundesvorstandes und des BIB-Vereinsausschuss