Festakt in Mannheim - der FaMI feiert seinen ersten runden Geburtstag

Veranstaltung der Kommission für Ausbildung und Berufsbilder auf dem 97. Deutschen Bibliothekartag in Mannheim 2008

Anlässlich des zehnjährigen Bestehens des Ausbildungsberufes Fachangestellte/r für Medien- und Informationsdienste (FaMI) lud die BIB-Kommission für Ausbildung und Berufsbilder (KAuB) am 03.06.2008 auf dem Bibliothekartag in Mannheim zu ihrer Veranstaltung 10 Jahre FaMI – ein Beruf emanzipiert sich ein. Vor über 150 Teilnehmern berichteten vier Referenten aus unterschiedlichsten Perspektiven über den jungen Beruf und seine Entwicklung. Moderiert wurde die Veranstaltung von Wiltraut Zick und Susanne Taege.

Künftige Arbeitsgebiete

Unter dem Titel Vom Assi zum FaMI: Ausblick auf die erweiterten Tätigkeitsfelder des jungen Berufsbildes und wie wir alle davon profitierenbeschrieb Klaus-Peter Böttger, Leiter der Stadtbibliothek Mühlheim an der Ruhr, anhand von Arbeitsplatzbeschreibungen und Beispielen aus dem Berufsalltag, wie sich der Ausbildungsberuf, vor allem im Hinblick auf den praktischen Arbeitseinsatz verändert hat. Wurde der Beruf des Assistenten in den 1960er Jahren zur Entlastung der Bibliothekare von Routinetätigkeiten ins Leben gerufen, so erfolgte mit der Einführung des FaMI und seines Fachrichtungsmodells 1998 eine erweiterte Qualifizierung der Ausbildung auf breiterer Basis. Die zunehmende Automatisierung der Arbeitsgänge z. B.durch Einführung von RFID und Fremddatenübernahme führt zu einem Abbau vieler Tätigkeiten in der Ausleihe oder Katalogisierung. Stattdessen werden mehr eigenverantwortlich arbeitende, serviceorientierte Mitarbeiter benötigt. Die zukünftigen Arbeitsgebiete sieht der Referent deshalb in der Zusammenarbeit mit außerbibliothekarischen Einrichtungen, im Bereich der Neuen Medien, in dem die FaMIs den Diplom-Bibliothekaren, was die technischen Kenntnisse angeht, häufig voraus seien, und vor allem im Servicebereich.

Karriere und Aufstieg

Die Fachangestellte Veronika Lichtenwald berichtete unter dem Titel Zwischen Medienkompetenz und dem RAK-Mysterium – die verschiedenen Aufgaben eines Bibliotheks-FaMI über ihre Ausbildung in der Stadtbücherei Dülmen, ihre derzeitige berufliche Tätigkeit in der Bibliothek der Fachhochschule Münster und eine Möglichkeit der Begabtenförderung. Es wurde deutlich, dass auch nach der Ausbildung der Lernprozess weitergeht, wie in ihrem Fall, durch den Wechsel in einen anderen Bibliothekstyp und eine Weiterqualifizierung. Dabei bietet die Begabtenförderung jungen FaMIs mit einem sehr guten Abschluss (1,9 und besser) die Möglichkeit, finanzielle Unterstützung für berufsbegleitende Weiterbildungsmaßnahmen zu erhalten.

Mit Daniela Töllner trat eine weitere FaMI ans Rednerpult. Unter dem Titel Vom FaMI zur Ausbildungsberaterin – ein außergewöhnlicher Werdegang? schilderte sie, wie sie nach einer Feinmechanikerausbildung und dem Betrieb einer Hofkäserei als 30jährige eine Ausbildung zur FaMI in der Stadtbibliothek Osterode am Harz absolvierte. Kurz nach Abschluss ihrer Ausbildung trat sie die Stelle als Ausbildungsberaterin bei der Zuständigen Stelle in Niedersachsen an. Durch ihre eigene Ausbildung als FaMI kennt sie nicht nur die Ausbildungsinhalte, sondern auch die Sorgen und Nöte der Auszubildenden. Auch in die Ausbilder kann sie sich hineinversetzen. Im Rahmen ihrer Tätigkeit lernt sie viele Bibliotheken in Niedersachsen persönlich kennen. Ihrer Ansicht nach ist der FaMI ein angesehener Beruf, der sich zu einer festen Größe entwickelt hat.

Im letzten Vortrag stellte Karin Holste-Flinspach, Lehrerin an der Stauffenbergschule in Frankfurt am Main, die Frage Karriere und Aufstieg (nur) mit Bachelor und Fachwirt? Mit der Einrichtung des FaMI 1998 war von Anfang an auch das Ziel verbunden, eine an den aktuellen und künftigen Anforderungen ausgerichtete, von der Fachöffentlichkeit anerkannte und akzeptierte Weiterbildungsmöglichkeit zu schaffen. Obwohl über die Notwendigkeit eines berufsbegleitenden Weiterbildungsangebotes gemeinhin Konsens besteht, existierte bis vor kurzem keine anerkannte Aufstiegsqualifizierung für die Beschäftigten der mittleren Qualifikationsebene in Archiven, Bibliotheken und Dokumentationsstellen.
Karin Holste-Flinspach präsentierte eine Bestandsaufnahme der Fort- und Weiterbildungen für die mittlere Qualifikationsebene sowie eine Gegenüberstellung des Fernstudiums für die Bereiche Bibliothek und Archiv in Potsdam und der in diesem Jahr in Hessen eingeführten und zu einem späteren Zeitpunkt auch in Niedersachsen und bei der Bundesverwaltung geplanten berufsbegleitenden Fachwirtweiterbildung.
Das Fernstudium, das bisher nur von der Fachhochschule Potsdam für die Fachrichtungen Bibliothek und Archiv angeboten wird, dauert 4 Jahre. Zulassungsvoraussetzung ist die (Fach)Hochschulreife oder eine fachbezogene Eignungsprüfung. Das Fernstudium wird mit einem Zertifikat der Fachhochschule abgeschlossen und dient der Vorbereitung auf die Externenprüfung zum Bachelor. Die Fachwirtfortbildung folgt dem fachrichtungs-übergreifenden Ansatz. Zulassungsvoraussetzung sind die im Berufsbildungsgesetz (BBiG) geltenden Bildungsvoraussetzungen. Am Ende der Maßnahme, nach ca. 2 – 2 1/2 Jahren, steht eine öffentlich-rechtliche Prüfung nach Maßgabe des BBiG. Die in Hessen angebotene Fortbildung wendet sich an FaMIs und andere Berufsabschlüsse im ABD-Bereich. Die Zulassung erfolgt nach 2 ½ - 4 ½ jähriger Berufstätigkeit und der Teilnahme an einem Vorbereitungslehrgang. Die Kosten betragen für beide Weiterbildungen ca. 5000 €. Im Fächervergleich zeigen sich unterschiedliche Schwerpunkte.
Wie sich die vorgestellten Weiterbildungen etablieren und ob sie nebeneinander ihre Existenzberechtigung haben, bleibe abzuwarten, so die Referentin. Nicht zuletzt würde es vom Qualifikationsniveau und der Akzeptanz der Fachwirtfortbildung bzw. des Studienangebots abhängen, ob sich der von den Interessenten aufzubringende zeitliche und finanzielle Aufwand sowohl inhaltlich als auch monetär lohne und ob sich dadurch Aufstiegsmöglichkeiten ergäben. Karriere und Aufstieg seien aber für FaMIs sicherlich auch ohne Bachelor- oder Fachwirtfortbildung möglich. Solange jedoch bestimmte Abschlüsse als ‚Eintrittskarten’ in unsere Berufswelt unerlässlich seien, müsse es auch Fortbildungen geben, um diese zu erwerben.

Alle Referenten waren sich einig, dass sich der Beruf des FaMI etabliert hat. Durch ihre fundierte, handlungsorientierte Ausbildung leisten FaMIs gute, engagierte Arbeit und sind für die zukünftigen Anforderungen ihres Berufsfeldes gerüstet. Wie die Fragen aus dem Publikum und die anschließende Diskussion zeigten, besteht allerdings auch noch Verbesserungsbedarf. Zu nennen wären hier die Diskrepanz zwischen Qualifikationen, Einsatz und Bezahlung, die unzureichenden Weiterbildungsmöglichkeiten, die unbefriedigende Situation der laufbahnrechtlichen Anerkennung und die Frage nach der schwierigen Umsetzung des Fachrichtungsmodells.